Mit kleineren motorisierten Booten ging es danach durch die Kanäle des Mekongs, immer umrahmt von den Wasserkokosnusspflanzen. Hier und da tauchte Müll am Rand des Ufers auf, auch später wurde die Verschmutzung immer offensichtlicher, aber von den Einheimischen immer mehr hingenommen. Zu stark war die Macht des Wassers, das hier überall hinströmte und den Schmutz auf seiner Reise mit sich nahm. So sehr das Nass hier unter der brennenden Sonne für alle lebensnotwenig war, so unmittelbar zeigte es auch die Schattenseiten dieses Lebens.
In einer kleinen Siedlung aßen wir bald zu Mittag und wurden dabei mit einem Paar von den restlichen Mitreisenden separiert, da wir als einzige einen Stern mehr gebucht hatten. Das hieß für uns an einem extra Tisch sitzend zunächst einmal ein reichhaltigeres Essen. Wir unterhielten uns zwischendurch mit den beiden über unsere Reise, die Herkunft und das Essen, das es hier gab. Obwohl beide eigentlich miteinander liiert waren – sie Vietnamesin, er Ecuadorianer und in Los Angeles lebend – schien es, als hinge gerade der Haussegen gehörig schief. Vielleicht war es die direkte Art von Alex (so hatte er sich uns vorgestellt), die seine im Geiste abwesend zu sein scheinende Begleiterin stark verschüchterte.
Nach der einstündigen Pause und einer weiteren Bootsfahrt erreichten wir eine Farm zur Gewinnung von Honig. Dort bewirtete man uns mit Honigtee und ließ ein wenig auf die Gewinnung der einzelnen Produkte blicken. Meine Frau übersetzte das Erwähnenswerte für mich, wohingegen das Paar zu einer englischsprachigen Reisegruppe übergelaufen war. Mir entgingen freilich viele Bonmots wie der Vergleich der asiatischen, kleineren Bienen mit kürzeren Stacheln und den europäischen größer „bestückten“ Exemplaren. Aber kleiner muss ja nicht immer schlechter bedeuten, so die Sprecherin. Ahja.
Bei der anliegenden Obstplantage bot man uns allerlei Obst und Tee dar. Während des Essens spielte und sang eine Gruppe volkstümliche Lieder in ebenso volkstümlicher Tracht. Das Talent anerkennend wurden Geldscheine in die Blüten von Plastikrosen gesteckt und an die Musiker gereicht. Das war alles in allem ihr Arbeitslohn und gleichzeitig auch eine Win-Win-Situation mit den Reiseveranstaltern, der die Touristen in diese abgelegenen Winkel brachte und somit das Geschäft am Leben hielt. Mit durchschnittlich 100 Euro im Monat ließ es sich hier gerade so leben.