Kleine Ruderboote brachten uns durch kleine, an den Spreewald erinnernde, Kanäle zurück zur Anlegestelle unseres Bootes und dieses dann zum Bus am Hafen von Bến Tre. Während die Sonne am Nachmittag langsam unterging, bestritten wir weitere zwei Stunden, die uns nach Cần Thơ brachten. Fast alle nutzen die Zeit um ein Nickerchen abzuhalten, darunter auch ein Mann aus dem Norden, der mir wegen seiner fehlenden Manieren schon des öfteren negativ aufgefallen war. Meine Frau erzählte mir von den Abneigungen, die – vergleichbar mit Ost- und Westdeutschland – Nord- und Südvietnamesen einander entgegenbrachten.
Während einige Minuten Powernapping meine Akkus wieder aufluden, konnte ich noch etwas von der Umgebung aufnehmen. Hier in einer der ärmeren Regionen des Landes dominierten tristere Straßenzüge unseren Weg, waren die Häuser auf dem Land nicht so hoch gebaut und sah man mehr Pagoden, dafür sah alles aber auch grüner und lebendiger aus. Die brüchige und unebene Landstraße – es schien als hätte man den Asphalt lediglich auf den hügeligen Boden gegossen – ließ den Bus auf und ab hüpfen, durch Kurven schlingern und uns quietschend unserem Ziel für den Abend entgegenbringen.
Wir bezogen allesamt ein Hotel in Cần Thơ, dessen Zimmer auf den ersten Blick zwar üppig ausgestattet schien, aber bei näherer Betrachtung man lieber alles nochmal desinfiziert hätte: den Boden hatte man seit langem nicht mehr gewischt, die Fugen im Bad bestanden mehr aus Schimmel als aus Dichtungsmasse, die Rohre undicht und überall bröckelte es. Ich war froh, dass wir nur eine Nacht dort verbringen musste und vermisste es schon jetzt wieder in Saigon bei den Schwiegereltern zu sein.
Zum Abendessen fuhren wir mit einem Taxi in die Nähe einiger Restaurants. Das Angebot der Läden war hier wie überall und das Leben vergleichbar mit einer Mischung aus Saigon und Vũng Tàu, es war ruhiger und weitläufiger, aber urbaner und dreckiger. Im Zentrum der Millionenstadt, der man die Größe beileibe nicht ansah, hatte man sich bei der Dekoration zum Tet-Fest nicht lumpen lassen. Alle Hauptverkehrswege strahlten und blinkten in allen Farben auf uns herab. Recht spät aßen wir Pho und überraschenderweise brachte uns derselbe Taxifahrer wieder zum Hotel zurück.