Bisher waren wir auf größtenteils von Einheimischen geprägten Wegen unterwegs. Nun, am vierten Abend fuhren wir zur einschlägigen Touristenmeile Saigons, der Bùi Viện Street. Kein Tourist würde es sich entgehen lassen dort seinen Fuß hinzusetzen, hatte ich gehört, gelesen und bereits in zahlreichen Videos gesehen. Vor allem am Abend sollte dort Partystimmung herrschen wie auf der Schinkenstraße. Um auch nachts wieder nach Hause zu kommen, fuhren wir zu zweit mit dem Moped wieder einmal ins Zentrum direkt dort hin. Bevor wir die Straße durch eine der beiden Enden, die durch den Namenszug eingeleitet wurden, betraten, tauschte ich etwas der mitgebrachten Euro in Vietnam Dong um, um auch außerhalb von Geschäften bezahlen zu können.
Es wurde sehr schnell sichtbar, wie sehr diese Fußgängerzone von Touristen aus aller Welt, nicht unbedingt von ihnen beherrscht, aber dennoch für sie gemacht war. Es reihten sich durchgehend Bars, Clubs und Cafés aneinander, unterbrochen von kleineren Ständen mit traditionellem Streetfood. Überall lockten Bedienstete Laufkundschaft in die Etablissements aus denen lautstark die Musik erschallte und die mit jeglicher Neonlichtreklame bestückt war. Ein Blick in die Innenräume ließ den Teil der Weltreisenden erblicken, die hier alkoholgetränkt ihrer Feierlaune nachging. Eine „Love Bar“ ließ auf den expliziten Charakter schließen, in dem Land, in dem Prostitution eigentlich verboten ist.
Ich war ein wenig enttäuscht von dem Fußmarsch entlang dieser Kulisse und noch trauriger stimmte, dass abseits davon wieder die „normale“, weil ärmere Welt auf den Besucher wartete und den Kontrast, ja eigentlich das Pervertierte, immer wieder vor das Angesicht brachte. Wir aßen dort nur ein Bánh mì für umgerechnet einen Euro; ich gönnte mir einen Mai Tai für fünf, der sich aber als beinahe nur Saft herausstellte. Wir machten uns sodann auf den Heimweg, nachdem wir das Moped noch lange auf dem Parkplatz suchen musste, weil diese dort platzsparend regelmäßig umgeparkt wurden.
Die Strecke auf den zwei Rädern verbrachte ich erneut in allerlei Angstausbrüchen, vor allem in Kreisverkehren und kam doch jetzt ein neuer Verkehrsteilnehmer hinzu, den es bisher noch nicht gab: LKWs. So langsam wurde ich wütend und verstand nicht, weshalb man nicht auch gesittet hintereinander fahren konnte ohne wegen ein paar Sekunden Vorteil so halsbrecherisch zu fahren. Die Mopedfahrer die davon lebten, wie zum Beispiel bei Grab oder GoViet müssen sich wohl nachts mit Alpträumen im Bett wälzen.
Zum Ausklang der Nacht besuchten wir noch eine Kirche, in dem ein pompöser Gottesdienst zu Ende ging und liefen durch die Nachbarschaft. Eine Portion Bánh cuốn für jeden schloss den Magen und wir bald daheim unsere Augen.