Vietnam (45) – Phong Nha-Kẻ Bàng

Mit dem französischen Paar – sie hatte bereits das 70. Lebensjahr erreicht, ihm hatte sein Arzt empfohlen Zucker zu meiden – und den australischen Studentinnen aßen wir erneut das standardisierte Essen, das keinen Unterschied zwischen Mittag oder Abendbrot zu machen schien. Bis auf eine Nudelsuppe zum Morgen verstand man sich auf eine, meines Eindrucks nach, eintönige Ernährung. Dabei hätte ich nur allzu gerne wenigstens ein einziges Mal eine abgerundete, in sich geschlossene Mahlzeit für mich allein genossen.

Nur fünf Fußminuten, aber doch mit dem Bus fahrend, entfernt, lag die Anlegestelle für die Boote, die die Touristen entlang des Flusses durch das Naturschutzgebiet Phong Nha-Kẻ Bàng brachten. Endlich stand man in der atemraubenden Natur, die wir bisher nur durch das Fensterglas hatten bestaunen können. Das blaue Wasser zeugte hier mehr von seiner Lebendigkeit, als die braune Farbe des Mekongs. Die gänzlich in grün gefärbten Berge zogen eine schier unüberwindbare Grenze um uns und ließen keinen Raum über die Orte, die wir hinter uns gelassen hatten, eine Gedanken zu verschwenden.

Mit zwei Booten brachten uns die ansässigen Fahrer, für die der Tourismus die einzige Einkommensquelle war, durch das Weltnaturerbe hindurch um Eingang der Kalksteinhöhle, die sämtliches Licht wie in einem schwarzen Loch verschluckte. Man lüpfte das Dach und gab die innen beleuchten, bestaunenswerten Decken für uns frei. Gemächlich setzten wir die Fahrt mit Paddeln weiter, unterquerten Tropfsteine und passierten die markant beleuchteten Wände. Jeder war fasziniert von den Formen und Farben, die die Natur hier in den Jahrhunderten ungehindert hat entstehen lassen.

Bevor wir ein engeres Tunnelsystem befuhren, machten wir kehrt und legten auf der Hälfte des Rückwegs an einer sandbedeckten Stelle an um den Rest des Weges zu Fuß durch die Tien Son-Höhle zurückzulegen. Man hätte sich an einem Strand wähnen können, wären da nicht die Höhlendecke und die Dunkelheit um uns herum gewesen. Oder man fühlte sich an Die Reise zum Mittelpunkt der Erde erinnert, während man an jedem der riesigen Gesteinsbrocken vorbeischritt. Es war nicht kalt hier, dafür bemerkenswert frisch und ähnlich den anderen Tropfsteinhöhlen Deutschlands.

Nach einer guten Stunde hatte uns das Tageslicht und die lebendige Natur wieder, wuchs in dem Höhlensystem allenfalls vereinzelt etwas Moosgeflecht. Draußen wartete überdimensioniert und menschenleer eine ganze Kolonie von Ständen mit Erfrischungen, sowie die Fotografinnen, die drinnen immer wieder, aber wenig professionell, die Touristen abgelichtet hatten und jetzt mit den gedruckten Fotos warteten. Auf demselben Boot ging es dann wieder entlang der hoch am Fluss gebauten und so dem Hochwasser trotzenden Häuser zurück zum Bus. Stieg das Wasser während der Regenzeit an, versiegelte es unpassierbar machend gleichzeitig auch den Eingang der Höhle.

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